Mittwoch, 18. Juni 2008

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Mann mann mann! Oder wie der Spanier sagen würde: Señor, señor, señor! Ne, das war jetzt nur Spaß...aber was ihm im Moment weniger Spaß macht, ist, dass er mal wieder die Schlange erwischt hat, die am längsten braucht. Nicht, dass in spanischen Supermärkten generell viel Wert gelegt werden würde, auf schnelle Abfertigung an der Kasse. Aber wieso erwischt man mit 100%iger Wahrscheinlichkeit die langsamste!? Erklärt einem das mal einer!? Letztes mal beschwert sich die, nach seiner Vermutung aus Puerto Rico stammende, Frau, weil sie wohl 0,43 Öri zuviel bezahlt hat und sie ja nicht die Wohlfahrt und überhaupt so arm dran ist. Bla bla bla...mach hinne jetzt! Als die Kassiererin ihr das Geld geben will, hat sie kein Kleingeld mehr und schafft es nach gefühlten Stunden auch schon, welches aufzutreiben. Die gefühlte Stunde bedeutet in der Realität dann wohl so um die 5 Minuten!
Heute steht er im Carrefour wieder an der Kasse. Dieses Mal: Die Schlange macht einen guten Eindruck, da sie die kürzeste ist und sich auch noch am schnellsten bewegt. Doch als er sich anstellt, ändert sich das wohl abrupt. Erst zahlt die eine Frau mit Kreditkarte und just in diesem Moment hat die Kasse kein Papier mehr für den Beleg. 10 Minuten ziehen ins Land. Dann löst die nächste Frau circa 4 mal den Alarm aus, als sie durch die Kasse gehen will und muss daraufhin alle ihre Sachen aus den Tüten räumen, ihre Handtasche ausleeren und, wie er vermutet, wenn das alles nichts hilft, sich komplett ausziehen, was aber dann doch nicht eintritt. Irgendwie auch schade! Aber 10 Minuten sind damit mal wieder ins Land gezogen, ohne dass er seinen Eistee für 0,55 Cent bezahlen durfte ... und er verpasst ebenfalls mal wieder den Anstoß , und was noch viel wichtiger ist, die Nationalhymnen des all-abendlichen Fussballspiels. Bueno!
Vor dem Wählen der heutigen Supermarktschlange, hat er noch ein Treffen mit dem Fitnesscoach im Fitness Studio um die Ecke. Genauer gesagt: um die Ecke, über 2 Querstraßen , auf ein Fahrrad und 5 Minuten Richtung stadtauswärts geradelt, wieder vom Fahrrad runter und durch eine Tür! Aber wie gesagt: 'um die Ecke' beschreibt's eigentlich ganz gut. Nachdem er sich vorher noch auf einen Notizzettel gekritzelt hat, was Termin, treffen, trainieren, Übung und Gewichte heisst, steht er nun vor dem Trainer ... und versteht kein Wort. Den Zettel hat er mittlerweile zerknüllt in den Abfalleimer befördert. Wenn er doch was versteht, sagt er immer fleißig Si! Si! und freut sich innerlich wie ein Schnitzel, dass er quasi seinem Spanisch hier in Echtzeit beim Besserwerden zugucken kann. Nur wenn das Echtzeit ist, dann reichen die vier Monate wohl nicht, um sich hier noch verständigen zu können. Toi toi toi! Irgendwann kommen dann beide zu dem Schluss, dass er wohl einfach loslegen kann mit trainieren. Nur beide aus unterschiedlichem Grund: Der Trainer sieht ein, dass der Idiot heut wohl eh nichts von dem verstehen wird, was er ihm noch sagen könnte. Er findet, alle Fragen zur vollsten Zufriedenheit und nach bestem Gewissen beantwortet zu haben und den Eindruck eines jungen Bodybuilder-Profis hinterlassen zu haben. Beide grinsen sich an und verabschieden sich mit einem Handschlag. Another job well done...
Als er an diesem Tag die katalanische Zeitung aufblättert, die seit drei Tagen auf dem Küchentisch liegt und wie tausendmal gelesen aussieht, passieren folgende drei Dinge annähernd synchron: erstens vetsteht er mal wieder kein Wort, von dem, was er da liest. Zweitens fragt er sich, von wem die Zeitung so oft gelesen wurde, da die Thailänderinnen ebenfalls kein Wort Spanisch, geschweige denn Catalan sprechen können. Und zu guter Letzt sieht er, dass am Montag San Juan gefeirt wird, was bedeutet, dass am Dienstag nicht gearbeitet wird, da Feiertag. Und er weiss damit schlagartig, warum hier schon seit Wochen Feuerwerkskörper gezündet werden. Für alle unbedarften Nicht-Spanier, hier die Spanische Tradition an San Juan in Kurzform: Einen Trinken. Feuerwerk und Trinken. Lagerfeuer am Strand und Trinken. Und danach gibt's Unmengen von Bier und Sangria zu Trinken (genau: Gott sei Dank, endlich was zu trinken!) und das Ziel der ganzen Unternehmung: Kopfschmerzen am nächsten Tag. Er weiss schon, was er nächsten Montag traditionelles machen wird...

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